Kategorie: Aus dem Leben, Fachchinesisch in Rezepten, Rezepte, allgemein
von Janny Hebel

Die Weihnachtskatze

Weihnachten auf Island ist ein Familien- und Lichterfest. Dort, wo die Sonne sich bereits im November ab dem Nachmittag nicht mehr blicken lässt und in manchen Tälern überhaupt nicht, spielt die festliche Beleuchtung eine besonders wichtige Rolle bei den Vorbereitungen des Weihnachtsfestes.

Essen ist zu Weihnachten in Island von besonderer Bedeutung. Im Dezember wird das in Öl gebackene Weihnachtsgebäck „Laufabrauð“ und etliche geräucherte Speisen vorbereitet. Das Laufabrauð, also Schneeflockenbrot, habe ich Euch schon letztes Jahr vorgestellt.

Die 13 Weihnachtskerle „Jólasveinar“ kommen einzeln ab dem 12. Dezember von den Bergen herunter und treiben bis zum 06. Januar ihr Unwesen. Allerdings sind diese frechen Zwerge im Vergleich zu ihrem Haustier relativ harmlos, sie sind für Schabernack wie das Ausschlecken von Pfannen, das Klauen von Würstchen und das Knallen mit Türen bekannt. Mittlerweile  haben Sie die Aufgabe der Geschenkeverteilung übernommen und stecken braven Kindern Geschenke in die Schuhe, die am Abend vorher in die Fenster gestellt wurden – böse Kinder bekommen Kartoffeln.

Das erwähnte Haustier der Weihnachtskerle, die Jólakötturinn, auch Jólaköttur, oder ins Deutsche übertragen einfach Weihnachts-katze, hat so viel mit einem Schmusekatze gemeinsam wie eine Zuckerstange mit einem Baumpfahl. Sie ist riesig groß, Motten zerfressen und oft, vor allem wenn sie hungrig ist, extrem schlechter Laune. Während sich die Weihnachtskerle ab dem 26. Dezember, einer nach dem anderen wieder ins Hochland verabschieden, streunt die Weihnachtskatze vor allem nach dem Fest um die Häuser.

Wie auch die meisten der Weihnachtsmänner mag auch die Weihnachtskatze Kinder sehr gern. Allerdings aus einem ganz anderen Grund: Sie schmecken ihr so gut! Denn hat man keine Kleidung zu Weihnachten bekommen hat, ist man ein gefundenes Fressen für die Jólakötturinn. Der Legende nach taucht sie zu Weihnachten auf und verspeist faule Menschen, die es nicht geschafft haben, rechtzeitig zum Fest ihre Schafe zu scheren und zu neuer Kleidung zu verarbeiten.

Es heißt auch, dass sie manchmal “nur” das Weihnachtsessen derer verschlingt, die keine neuen Kleider tragen. Auf diese Gnade sollte man sich allerdings nicht verlassen. Die Weihnachtskatze ist ein echtes Biest. Und hungrig!

Apropos Hungrig, ich habe mich in diesem Fall für ein Fleischgericht entschieden.

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Pochiertes Rinderfilet

Zutaten (6 Personen)
1 kg Rinderfilet
1 Flasche Barolo
1 Flasche kräftiger Rotwein
20 Schalotten
20 g Butter
2 Zweige Thymian
2 Zweige Rosmarin
10 angedrückte schwarze Pfefferkörner
3 Lorbeerblätter
200 ml Rinderfond
1 EL Zucker
Salz
Pfeffer, schwarz
2 TL Speisestärke

Rinderfilet parieren (Sehnen, Häute, Fett entfernen), waschen, trocken tupfen. Filet mindestens mit Salz und Pfeffer einreiben. Es gehen natürlich alle Gewürze die Ihr mögt.

Schalotten schälen, vierteln und in einem Topf in etwas Butter anschwitzen. Mit Zucker karamellisieren, mit Barolo ablöschen und danach den restlichen Rotwein zugießen. Rosmarin, Thymian, Pfefferkörner und Lorbeerblätter zugeben, aufkochen. Auf konstante 65 °C bringen (Thermometer). Schalotten mit der Schaumkelle herausnehmen, beiseite stellen.

Rinderfilet in den Sud geben, 30-35 Minuten pochieren, dabei immer wieder wenden. Nach der Garzeit Backofen auf 80 °C Ober-/Unterhitze (60 °C Umluft) vorheizen. Rinderfilet aus dem Barolo nehmen, in Alufolie einschlagen. Im Ofen warm halten.

Rotweinsud stark reduzieren, bis nur noch eine kleine Menge vorhanden ist. Reduktion mit dem Rinder Fond angießen, nochmals reduzieren. Mit Salz, Pfeffer abschmecken und durch ein Sieb passieren. Evtl. mit etwas Stärke binden. Schalotten wieder in die Sauce geben.

Filet aus dem Ofen nehmen, aus der Folie wickeln, in Scheiben schneiden. Auf einem Barolospiegel mit Schalotten anrichten.

Tip: Wer gerne Röstaromen möchte, kann das Filet vor dem Aufschneiden, kurz, bei starker Hitze, in einer Pfanne mit Butterschmalz, anbraten.

Erklärung: Pochieren oder Garziehen ist eine sanfte Garmethode in heißem, aber nicht kochender Flüssigkeit (65 bis 75°C) Lebensmittel zu zubereiten.

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